Über das Werk
Salome wächst in einer erschreckenden, grauenhaften und zutiefst verletzenden Umgebung auf.
Eine Flucht aus dieser Welt scheint ihr der asketische Prophet Jochanaan, der Umkehr predigt. Er weist ihre Sehnsucht jedoch ab. Voll unreifem Zorn fordert sie seinen Kopf. Als Salome den blutigen Mund des Propheten küsst, befiehlt ihr Stiefvater Herodes, sie zu töten.
Salome
Handlung
Im Kreis einer erlesenen Gästeschar feiert der Tetrarch Herodes seinen Geburtstag. Zwei Soldaten und der Hauptmann Narraboth bewachen den Gefangenen Jochanaan. Narraboth ist verliebt in Herodes’ Stieftochter Salome. Die Warnungen des Pagen ignoriert er. Aus dem Kerker ertönt die Stimme des Propheten. Er verkündet die Ankunft des Messias.
Angewidert von der Zudringlichkeit ihres Stiefvaters verlässt Salome die Tafel. Sie lauscht den Mahnungen des Propheten und möchte ihn sehen. Sie überredet Narraboth, dem ausdrücklichen Verbot des Tetrarchen zuwiderzuhandeln und ihren Wunsch zu erfüllen.
Jochanaan erscheint vor Salome. Ohne ihr zunächst Beachtung zu schenken, klagt er ihren Stiefvater der blutschänderischen Ehe mit ihrer Mutter Herodias an. Der fremdartige Mann erweckt Salomes Sehnsucht und Begierde. Es überkommt sie das Verlangen, seine Haare und seinen Körper zu berühren und seinen Mund zu küssen. Ihre Verzückung treibt Narraboth in den Selbstmord. Der Prophet weist Salome ab, nur einen gäbe es, der sie retten könne: Jesus von Nazareth. Als Salome nicht von Jochanaan ablässt, verflucht er sie und zieht sich in sein Gefängnis zurück.
Der Tetrarch erscheint auf der Suche nach Salome. Erneut ist die mahnende Stimme des Propheten zu hören. Herodias verlangt seine Auslieferung an die Juden. Herodes widersetzt sich, denn er hält Jochanaan für einen heiligen Mann, eine Ansicht, die einen heftigen Streit unter den Juden provoziert: während einige in ihm einen Scharlatan sehen, verehren ihn die Nazarener als Vorboten der Erlösung.
Herodes fordert Salome auf, für ihn zu tanzen. Sie willigt erst ein, nachdem er den Eid geleistet hat, ihr zum Lohn jeden Wunsch zu erfüllen. Salome tanzt und verlangt den Kopf des Jochanaan. Der entsetzte Herodes bietet ihr die kostbarsten Schätze, doch Salome besteht auf ihrer Forderung. Selbstvergessen versinkt sie in den Anblick des abgeschlagenen Hauptes. Als sie schließlich den blutigen Mund des Propheten küsst, befiehlt Herodes, sie zu töten.
Aufgrund expliziter Darstellung von Gewalt und durch Assoziationen deutlich zu erkennendem Missbrauch empfehlen wir den Besuch der Vorstellung erst ab 16 Jahren.
Die jungen Salome-Darstellerinnen und deren Eltern wurden während der gesamten Proben vom Kindeswohlteam der Wiener Staatsoper begleitet. Dabei wurde zusammen mit der Regie erarbeitet, wie die im Stück behandelte Thematik unter Beteiligung von jungen Mitwirkenden auf kindeswohlgerechte Art zur Darstellung kommen kann.
»Ich weiß vor Beginn der eigentlichen Probenarbeit nicht, was ich erzählen werde. Denn das ist abhängig von den Darstellern. Sie geben mir die Energie, aus der meine Aufführung entsteht. Ich bin nur der Kartograf, die Sänger sind es, die sich in das Dickicht des Waldes hineinbegeben und es durchdringen. Man muss dabei auch den Zufall zulassen. Der Zufall ist ein großer Dramaturg. Jetzt, drei Wochen nach Probenbeginn, beginne ich – vielleicht – zu verstehen. Das Theater ist kein Bild, sondern etwas Lebendiges. Nur indem man es erlebt, kann man es verstehen.« (Cyril Teste)
Wir empfehlen den Besuch dieser Produktion ab 14 Jahren.
»Ein wesentlicher Aspekt dieses Werks, den man buchstäblich auf den ersten Blick wahrnimmt, ist der große, weit ausdifferenzierte Orchesterapparat. Dieser ermöglicht eine unglaubliche Palette an Schattierungen und die gesamte Breite an Klangtechniken. Strauss entwirft dank dieses Orchesters einen großen atmosphärischen Zauber, man vergegenwärtige sich die schwüle Abendstimmung, die »orientalische« Färbung, die Klangbilder. Er setzt dafür etwa die Celesta oder Harfen ein, aber auch viele Solo-Streicher, eine reiche Auswahl an unterschiedlichen Blasinstrumenten, vor allem Klarinetten – ein ganzes Bataillon –, auch geteilte Streicher, die zum Teil jeweils unterschiedliche Techniken anwenden. Nicht zuletzt gibt es ein unglaubliches Schlagwerk, unter anderem das Glockenspiel und das sehr wichtige Xylophon. Und Strauss versucht neuartige Klangfarben aus diesen Instrumenten herauszulocken, solche, die es vorher nicht gab.« (Philippe Jordan)
Der für Wien so wichtige Operndirektor Gustav Mahler war von Salome zutiefst begeistert (»Es ist ein ganz geniales, sehr starkes Werk, das entschieden zu dem Bedeutsamsten gehört, was unsere Zeit hervorgebracht! Es arbeitet und lebt da unter einer Menge Schutt ein Vulcan, ein unterirdisches Feuer – nicht ein bloßes Feuerwerk!«) und wollte das Werk an der Wiener Hofoper herausbringen. Doch die Zensur machte ihm einen Strich durch die Rechnung und verbot die Oper wegen »moralischer« Bedenken. Erst 1918 feierte Salome ihre Erstaufführung im Haus am Ring.