Barbara Karinska

Varvara Zhmoudsky (1886–1983), bekannt unter ihrem Künstlernamen Karinska, wurde in Charkow im Russischen Kaiserreich geboren. Während ihrer Kindheit im Elternhaus eines Textilhändlers von den kunstvollen ukrainischen Stickereien umgeben, eröffnete sie schließlich ihr eigenes Kleidungs- und Hutgeschäft in Moskau, gab das Stickerei-Handwerk in einer Schule weiter, begann ihre eigenen Werke in Galerien auszustellen und studierte Jura. Als nach Lenins Tod 1924 die neue Regierung Karinskas Schule enteignete und in eine Manufaktur zur Produktion sowjetischer Flaggen umwandelte, entschied sich die Künstlerin zur Emigration. Über Berlin und Brüssel gelangte sie nach Paris, wo sie schnell Eingang in die Kreise der Avantgarde fand. Als das Ballet Russe de Monte Carlo sie mit der Umsetzung der Kostümentwürfe von Christian Bérard für George Balanchines »Cotillon« beauftragte wurde der Grundstein für die lebenslange Zusammenarbeit mit dem Choreographen gelegt. In Paris arbeitete sie außerdem mit Künstlern wie André Derain, Joan Miró und Balthus zusammen, entwarf aber auch die Kostüme für sechs weitere Ballette Balanchines. 1936 übersiedelte Karinska nach London, 1938 folgte sie Balanchine nach New York. Mit der von ihr optimierten Form des Tutus – dem vielschichtig genähten, drahtlosen Powder-Puff-Tutu, das anders als das steife Pancake-Tutu auf perfekte Weise die eleganten Linien der Choreographien Balanchines unterstreicht – leistete sie einen bleibenden Beitrag für die Ballettgeschichte. Aber auch ihre knielangen Chiffon-Kleider, die sie für Balanchines »Allegro Brillante« kreierte, gelten noch heute als Standardvorlage für Ballettkostüme. Darüber hinaus arbeitete Karinska mit Mikhail Fokine, Bronislava Nijinska, Léonide Massine, Frederick Ashton und Jerome Robbins zusammen und stattete zahlreiche Film- und Musicalproduktionen aus. Für ihre Kostüme zu Victor Flemings Film »Joan of Arc« gewann sie 1949 einen Oscar, es folgte 1952 eine Oscar-Nominierung für das Samuel-Goldwyn-Musical »Hans Christian Andersen«. 1962 wurde sie als bisher einzige Kostümdesignerin mit dem renommierten Capezio Award ausgezeichnet.