Über das Werk
Rigoletto, der Hofnarr des Herzogs von Mantua, verspottet die Väter und Ehemänner der Frauen, die sein Herrscher verführt und missbraucht
Darum verflucht ihn der Graf von Monterone. Rigolettos Sorge gilt seiner Tochter Gilda, die er vor der Welt versteckt hält. Was er nicht weiß: Der Herzog hat sie monatelang heimlich und anonym getroffen, sie hat sich in ihn verliebt. Als ihm ihre Verführung gelingt, setzt Rigoletto den Auftragsmörder Sparafucile auf ihn an. Gilda opfert sich aus Liebe und stirbt an der Stelle des Herzogs, der Fluch ist erfüllt.
Handlung
Bei einem Fest erzählt der Herzog von Mantua, dass er seit Wochen einer ihm unbekannten jungen Frau nachstellt.
Treue findet er lächerlich, für ihn sind alle Frauen attraktiv. Gerade hat er, angestachelt von seinem Hofnarren Rigoletto, Gräfin Ceprano im Visier. Marullo berichtet den anderen Höflingen von seiner neuesten Entdeckung: Der hässliche Rigoletto scheint eine Geliebte zu haben. Da Rigoletto am Hof verhasst, jedoch unangreifbar ist, wollen sich die Höflinge – unter Anführung von Graf Ceprano – an ihm rächen und planen die Entführung seiner vermeintlichen Geliebten.
Als Rigoletto den Grafen Monterone, der den Herzog wegen der Entehrung seiner Tochter anklagt, verhöhnt, verflucht Monterone den Despoten und seinen zynischen Funktionär.
Auf dem Heimweg begegnet Rigoletto dem Auftragsmörder Sparafucile. Als der ihm unvermutet seine Dienste anbietet, zeigt sich Rigoletto interessiert. In Sparafucile erkennt er sein eigenes Spiegelbild, beide sind sie Außenseiter.
Beunruhigt von Monterones Fluch macht Rigoletto die Gesellschaft und sein zweifelhaftes Metier verantwortlich für seine eigene Bösartigkeit.
Bei seiner Tochter Gilda, die er, abgeschieden von der Welt, versteckt hält, will Rigoletto alles Glück finden, das ihm das Leben verwehrt. All ihren Fragen nach ihrer und seiner Identität weicht er aus. Aus Angst, sie zu verlieren, verbietet Rigoletto seiner Tochter außer dem Kirchgang jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Dennoch macht ihr heimlich ein junger Mann den Hof. Es ist der Herzog, der sich als mittelloser Student ausgibt.
Als Rigoletto das Haus verlässt, bestürmt der Herzog Gilda mit Liebeserklärungen, die ihre Mädchenträume scheinbar wahr werden lassen. Lärm auf der Straße zwingt den Herzog zum Aufbruch: Die Höflinge kommen, um Rigolettos »Liebchen« zu entführen. Rigoletto, durch eine Maske blind gemacht, unterstützt sie sogar dabei – im Glauben, dass die Gräfin Ceprano geraubt werde. Zu spät erkennt Rigoletto die Wahrheit.
Der Herzog findet das Haus Rigolettos verlassen vor. Er klagt um die verlorene Geliebte, für die er erstmals tiefe Zuneigung zu empfinden glaubt.
Am Hof erfährt er, dass Gilda von seinen Höflingen in den Palast verschleppt worden ist, und eilt zu ihr. Verzweifelt sucht Rigoletto nach seiner Tochter, doch die Höflinge lassen ihn ins Leere laufen, selbst als er ihnen eröffnet, dass sie nicht seine Geliebte, sondern seine Tochter entführt haben. Als der Herzog Gilda fortschickt, versucht sie sich ihrem Vater anzuvertrauen. Doch Rigoletto denkt nur noch an blutige Rache.
Um Gilda endlich von ihrer Liebe zum Herzog »zu heilen«, führt Rigoletto sie zum Hause Sparafuciles
und zwingt sie mitanzusehen, wie sich der Herzog mit der Prostituierten Maddalena (Sparafuciles Schwester) vergnügt. Rigoletto schickt seine Tochter fort, um die gemeinsame Flucht vorzubereiten, und beauftragt Sparafucile, den Herzog zu töten. Doch Gilda kehrt heimlich zurück und wird Zeugin, wie Maddalena ihren Bruder überredet, anstelle des Herzogs den Erstbesten zu ermorden, der vor Mitternacht vorbeikommt.
Da steht Gildas Entschluss fest, sich für ihre Liebe zu opfern. Sie klopft an die Tür. Ein wenig später übergibt Sparafucile Rigoletto die Leiche in einem Sack. Im Augenblick seines größten Triumphes – Rigoletto fühlt sich als allmächtiger Rächer – hört er die Stimme des Herzogs. Entsetzt öffnet er den Sack und sieht seine sterbende Tochter. Ohne den Lauf der Dinge zu verstehen, macht Rigoletto den Fluch Monterones für die Tragödie verantwortlich.
Auf »poetische, dunkle Weise« wollten Pierre Audi und sein Team Rigoletto erzählen. Dafür hat Ausstatter Christoph Hetzer eine »Welt der Schatten und der Finsternis« auf die Drehbühne gebaut, eine zeitlos düstere Landschaft, die in den Kostümen die Zeit der Renaissance andeutet. In diese Welt wirft Pierre Audi einen Rigoletto, den er als völlig isoliert bezeichnet – »gewissermaßen ein italienischer Wozzeck«.
Die Melodien von »La donna e mobile« und »Caro Nome«, den Arien des Herzogs und der Gilda, sind gewissermaßen zu Kennmelodien der italienischen Oper geworden. Von zeitgenössischen Kritikern wurde Verdis Erfolgsstück teilweise als »oberflächlich« im Sinne von vordergründig effektvoll komponiert kritisiert. Der einflussreiche Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick tadelte außerdem die Instrumentierung als »dick und lärmend«. Im Laufe der Jahrzehnte äußerten sich nicht nur Komponistenkollegen wie Igor Strawinsky positiv über das Werk, auch der Fortschritt auf dem Weg von der Nummernoper hin zur durchkomponierten Oper, den Verdi mit Rigoletto erreichte, wird mittlerweile gewürdigt.
»Das Sujet ist groß, gewaltig und enthält eine Figur, die eine der größten Schöpfungen ist, deren sich das Theater aller Länder und aller Zeiten rühmen darf.«
So schrieb Giuseppe Verdi an seinen Librettisten Francesco Maria Piave. Das Sujet war das von Victor Hugos Le Roi s’amuse, die Figur des Hofnarren Tribulet, und aus beiden sollte Rigoletto werden, die Oper, die Verdis Durchbruch bedeutete. Den Titel wollte Verdi anfangs beibehalten; sollte jedoch eine Alternative nötig werden, sollte das Werk unbedingt La maledizione (Der Fluch) heißen. Von der zentralen Funktion des Fluchs eines »unglücklichen Vaters, der die geraubte Ehre seiner Tochter beklagt«, für die Dramaturgie des Stücks war der Komponist zutiefst überzeugt, und für diese Konstellation kämpfte er auch gegen die Zensurbehörden, die das Werk beanstandeten. Nach einigen Änderungen – aus dem französischen König wurde der Herzog von Mantua – wurde schließlich der Weg frei für den Siegeszug des Rigoletto.