Über das Werk
Iolanta, die von Geburt an blinde Tochter des provençalischen Königs René, lebt verborgen in den Vogesen.
Ihr Vater hofft auf Heilung durch den berühmten Arzt Ibn-Hakia – erst wenn sie sehen kann, soll Iolanta ihren Verlobten Robert von Burgund kennenlernen. Es kommt anders: Robert will die Verlobung lösen, weil er eine andere Prinzessin liebt. Sein Begleiter und Freund Vaudemont dagegen verliebt sich auf den ersten Blick in Iolanta, die seine Liebe erwidert. Die Liebe wird der Schlüssel für Behandlung, die Heilung gelingt, Iolanta lernt sehen.
Piotr Tschaikowski setzte den Antagonismus von Licht und Finsternis in der Gegenüberstellung „dunkler“ B-Tonarten – etwa in der ungewöhnlichen, nur mit Holzbläsern und Hörnern besetzten Orchesterintroduktion – mit dem triumphierenden C-Dur-Finale in Musik. Die nach und nach fragwürdig werdende Naturidylle in Iolantas Rosengarten macht der Komponist durch pointierte Harmonik und Instrumentation atmosphärisch ebenso erfahrbar wie Iolantas Getriebenheit, die Zweifel König Renés oder die philosophischen Überlegungen Ibn-Hakias über die Zusammenhänge zwischen Psyche und Körper. Das schwärmerische G-Dur Duett Iolantas und Vaudemonts schließlich scheint romantische Liebe und (Gottes-)Erkenntnis in eins zu setzen – die Lösung? Oder eine neuerliche Verblendung?
Der Vorschlag für diesen Stoff kam von Tschaikowsky selbst. In einem Gespräch mit der Zeitschrift Peterburgskaja Zizn‘ im November 1892 erklärte er: „Vor ungefähr acht Jahren bekam ich ein Heft der [Moskauer] Zeitschrift Russldj Vestnik [Russischer Bote, Anm.] in die Hand, in welchem der Drameneinakter König Renes Tochter des dänischen Bühnenautors Henrik Hertz in der russischen Übersetzung von F. B. Miller abgedruckt war. Dieser Stoff bezauberte mich durch Poesie und Originalität sowie durch die Fülle an lyrischen Momenten. Ich gelobte mir damals, den Stoff irgendwann einmal zu vertonen.«