Über das Werk
In letzten Teil der Nibelungen-Tetralogie zieht Siegfried in die Welt hinaus,
verfängt sich in den Intrigen Hagens und wird von diesem ermordet. Sterbend gedenkt er seiner Liebe zu Brünnhilde. Dieser gelingt es schließlich, den Ring vom Fluch zu reinigen, bevor der Rhein ihn wiedergewinnt. Die Götterburg Walhall geht in Flammen auf und die Menschen erleben in höchster Ergriffenheit den Untergang des Göttergeschlechts mit.
Handlung
Drei Nornen spinnen am Schicksalsseil, schildern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft:
Alberichs Raub des Rheingoldes, der Fluch des Ringes, Wotans Selbstkonstituierung durch das Schneiden seines Vertragsspeeres aus der Weltesche, ihr Verdorren, ihre Fällung, Siegfrieds Zusammentreffen mit Wotan. Doch das Schicksalsseil reißt, die Nornen fliehen hinab zu ihrer Mutter Erda.
Am Walkürenfelsen verabschiedet sich Siegfried von Brünnhilde und wird von ihr mit schützenden Runen versehen; als Liebespfand lässt ihr Siegfried den Ring des Nibelungen.
Hagen, der Sohn Alberichs, rät seinem Halbbruder Gunther und dessen Schwester Gutrune, den Ruhm zu vermehren:
Gunther soll Brünnhilde heiraten und Gutrune Siegfried. Als dieser zu ihnen gelangt, reicht ihm Gutrune auf Ratschlag Hagens einen Trank, der Siegfried Brünnhilde jäh vergessen lässt – er verliebt sich in Gutrune. Um sie zu gewinnen, verspricht er, Brünnhilde für Gunther vom Walkürenfelsen zu holen.
Nachdem er mit Gunther Blutsbrüderschaft geschlossen hat, eilt Siegfried davon, um Brünnhilde für Gunther zu gewinnen. In der Zwischenzeit wird Brünnhilde von ihrer Schwester, der Walküre Waltraute, aufgesucht. Diese fleht sie an, den Ring den Rheintöchtern zurückzugeben, um den Fluch zu lösen. Brünnhilde verweigert jedoch den Ring, da es sich um Siegfrieds Liebespfand handelt. Siegfried erscheint, durch seinen Tarnhelm in die Gestalt von Gunther verwandelt, durchschreitet das Feuer und bezwingt Brünnhilde. Als Zeichen ihrer Vermählung – mit Gunther – entreißt er ihr den Ring.
In einer nächtlichen Szene mahnt Alberich seinen Sohn Hagen, für ihn den Ring zu gewinnen.
Als die mit Gunther ankommende Brünnhilde Siegfried und Gutrune als Paar sieht und den Ring an Siegfrieds Hand erkennt, bezichtigt sie ihn des Treuebruchs. Siegfried leugnet seine Schuld. Doch Hagen, Gunther und Brünnhilde beschließen seinen Tod.
Auf der Jagd begegnet Siegfried den Rheintöchtern, die ihn um den Ring bitten und ihn vor dem Fluch warnen.
Doch der Ring bleibt bei Siegfried. Die Jagdgesellschaft stößt zu ihm, auf Aufforderung Hagens erzählt Siegfried aus seinem bisherigen Leben. Während er spricht, reicht ihm Hagen einen Trank, der die Erinnerung an Brünnhilde wiederherstellt. Hagen erreicht damit das Geständnis des Treuebruchs und stößt ihm einen Speer in den Rücken. Sterbend gedenkt Siegfried seiner Liebe zu Brünnhilde. Im Streit um den Ring tötet Hagen Gunther, doch Brünnhilde macht nun ihr ursprüngliches Recht auf Siegfried – und den Ring – wieder geltend:
Sie ordnet Siegfrieds Verbrennung an und stürzt sich selbst ins Feuer. Der über seine Ufer steigende Rhein überflutet die Brandstätte, die drei Rheintöchter ziehen Hagen, der den Ring für sich gewinnen will, in die Tiefe, der Ring ist wieder an den Rhein zurückgefallen. Während Walhall in Flammen aufgeht, erleben die Menschen in höchster Ergriffenheit den Untergang des Göttergeschlechts mit.
Die Inszenierung der Ring-Tetralogie an der Wiener Staatsoper stammt von Sven-Eric Bechtolf, der im Haus am Ring eine Reihe von Regiearbeiten schuf. In eine Zeitlosigkeit gehüllt, erzählt er die Ring-Geschichte als ein Modell der Welt, wobei der Regisseur keine konkret-zeitgenössischen politischen oder gesellschaftlichen Deutungen setzen will: »Wenn man von schöner Blauäugigkeit absieht und darauf verzichtet, reibungslos von A nach B zu kommen, ist der Ring auch ohne »Botschaft« welthaltig. Trotz oder durch Abstraktion. Konfliktreich, nicht stringent. Völlig widersprüchlich, aber wirksam. Er berührt in meinen Augen assoziationsreich die großen Fragen und Angelegenheiten unserer Existenz, ohne irgendetwas beantwortet oder in Aussicht gestellt zu haben.«
»Was an der Musik der Götterdämmerung im Vergleich zu den anderen Teilen des Ring in diesem Zusammenhang auffällt, ist, dass die Musik des Ring mit der langen Entstehungsgeschichte der Tetralogie nun gewissermaßen alt geworden ist, und zwar nicht allein aufgrund von Veränderungen in Wagners Schreibweise; das Faszinierende ist vielmehr, wie es Wagner gelungen ist, seine nach den Erfahrungen mit Tristan und Isolde und den Meistersingern von Nürnberg gereifte Musiksprache dramaturgisch mit der immanenten Geschichtlichkeit der Ring-Erzählung zu verbinden, eine Tendenz, die sich bereits im Siegfried abzeichnet. Was aber noch im Schlussakt des Siegfried ungebrochen positiv und jugendlich klang, erscheint mit dem Öffnen des Vorhangs zur Nornenszene nun gealtert, wie eine Musik, die Patina angesetzt hat.« (Tobias Janz)
»Wagner hat den Ring nach meiner Meinung nicht für die Bühne geschrieben, sondern für sein Kopftheater. Er hat die Augen zugemacht und ein Theater erlebt, das einfach alles kann. Wenn wir den Film, den Wagner im Kopf hatte, sehen und dazu die Musik hören würden, dann hätte er vielleicht wirklich das erreicht, was er wollte: Katharsis.« (Sven-Eric Bechtolf)