Über das Werk
Der Zwerg Alberich, von den drei Rheintöchtern verlacht und zurückgewiesen, stiehlt das Rheingold,
verflucht die Liebe und schmiedet aus dem Gold einen Ring, der größte Macht verleiht. Fortan giert jeder nach diesem, der, mit einem Fluch beladen, jedoch auch Tod und Verderben bringt.
Handlung
In der Tiefe des Rheins hüten die drei Rheintöchter das Gold. Der Zwerg Alberich, der Herr der Nibelungen, beobachtet sie und versucht, sich eines der Mädchen zu greifen – vergeblich.
Als das Gold in der Morgensonne erstrahlt, erfährt Alberich, dass das Gold nur jener rauben könne, der der Liebe für immer entsagt. Dieser könne aus dem Gold einen Ring schmieden, der dem Träger unermessliche Macht verleiht. Alberich schwört daraufhin der Liebe ab, raubt das Gold und schmiedet den Ring. Die Riesen Fafner und Fasolt haben für die Götter die Burg Walhall erbaut. Wotan, der oberste Gott, hat ihnen als Preis für ihre Bautätigkeit die Göttin Freia versprochen.
Als die Riesen den Preis einfordern, wird er ihnen von den übrigen Göttern verwehrt, doch Wotan weiß, dass er als Herr der Verträge seinem Wort treu bleiben muss. Alle warten auf Loge, den listigen Gott des Feuers, der einen Ausweg finden soll. Dieser kommt schließlich und erzählt von Alberichs Goldraub und Machtgewinn. Die Riesen hören aufmerksam zu und erklären sich bereit, auf Freia zu verzichten, wenn sie stattdessen das Gold Alberichs innerhalb eines Tages zum Tausch erhielten.
Doch zunächst schleppen sie Freia als Pfand mit sich fort. Augenblicklich beginnen die Götter zu altern, da Freia sich als einzige auf die Pflege der goldenen Äpfel verstand, die ewige Jugend verleihen. Wotan und Loge begeben sich daraufhin nach Nibelheim, um Alberich den Ring abzulisten. Dieser lässt die Nibelungen für sich arbeiten und einen unermesslichen Goldschatz zusammentragen. Mithilfe des Goldes möchte Alberich die höchste Macht der Welt erringen und die Götter stürzen.
Sein Bruder Mime muss für ihn einen Tarnhelm schmieden, mit dessen Hilfe er sofort jede gewünschte Gestalt annehmen kann. Als Wotan und Loge von Alberich einen Beweis für die Wirksamkeit des Tarnhelms verlangen, setzt Alberich den Tarnhelm auf und verwandelt sich u.a. in eine Kröte. Sogleich wird er von Wotan und Loge gepackt, gefesselt und fortgeschleppt. Um seine Freiheit wiederzuerlangen, muss Alberich Gold, Tarnhelm und Ring an Wotan ausliefern. Doch im Abgehen verflucht Alberich den Ring: Er solle seinem Besitzer außer Macht Tod und Unglück bringen.
Wotan gibt das Gold widerstrebend an die Riesen weiter, den Ring aber erst auf Einspruch der Göttin Erda, die vor dem Unglück warnt, das der Ring bringen wird. Freia wird ausgelöst, der Fluch aber zeigt sich bereits: Im Streit um das Gold erschlägt Fafner seinen Bruder Fasolt. Die Götter ziehen in die Burg ein, die Rheintöchter aber beklagen den Verlust des Rheingolds. Nur Loge sieht trotz des prächtigen Einzugs nach Walhall das Ende der Götter voraus.
Die Inszenierung der Ring-Tetralogie an der Wiener Staatsoper stammt von Sven-Eric Bechtolf, der im Haus am Ring eine Reihe von Regiearbeiten schuf. In eine Zeitlosigkeit gehüllt, erzählt er die Ring-Geschichte als ein Modell der Welt, wobei der Regisseur keine konkret-zeitgenössischen politischen oder gesellschaftlichen Deutungen setzen will: »Wenn man von schöner Blauäugigkeit absieht und darauf verzichtet, reibungslos von A nach B zu kommen, ist der Ring auch ohne »Botschaft« welthaltig. Trotz oder durch Abstraktion. Konfliktreich, nicht stringent. Völlig widersprüchlich, aber wirksam. Er berührt in meinen Augen assoziationsreich die großen Fragen und Angelegenheiten unserer Existenz, ohne irgendetwas beantwortet oder in Aussicht gestellt zu haben.«
Ein Großteil der musikalischen Dramaturgie des Rheingold beruht auf der Idee, den Übergang von Natur zu Geschichte und die damit zusammenhängenden polaren Gegensätze zwischen Liebe und Macht, Freiheit und Unfreiheit, kindlichem Spiel und roher Gewalt plastisch Gestalt werden zu lassen. Etwa: Der heiteren Welt der Rheintöchter in der ersten Szene stellt Wagner mit der dritten Szene ein kontrastierendes Pendant gegenüber, dessen klangliche Charakteristik – grelle Instrumentalfarben, extreme Register – bereits mit dem Auftritt Alberichs in der ersten Szene den ungetrübten Naturklang infiltriert. Dem freien Fließen der Naturklänge kontrastiert in der dritten Szene die futuristisch anmutende Maschinenmusik der 16 Ambosse der Nibelungen. Erdas Ankündigung des Endes der Götter kehrt schließlich, nicht weniger symbolträchtig, die aufsteigenden Naturmotive des Vorspiels um in niedersinkende Bewegungen. (Tobias Janz)
Der Ring ist bizarr und maßlos, am Ende eher romantisch als sozial-revolutionär. Dem Traum verwandter als dem Tagesbewusstsein. Und der Traum hat seinen Sinn ja nicht im morgendlichen Kommentar. Er hat seinen nächtlichen, unterirdischen Nutzen. (Sven-Eric Bechtolf)«