Über das Werk
Don Alfonso erklärt Guglielmo und Ferrando, es sei durchaus möglich, dass ihre Verlobten Dorabella und Fiordiligi untreu werden könnten – wie alle Frauen.
Eine Wette wird geschlossen, und Don Alfonso heuert Despina als Intrigenhelferin an, die Angestellte von Fiordiligi und Dorabella. In Verkleidung gelingt es den Männern schließlich, die Verlobte des jeweils anderen zu verführen. Nachdem Don Alfonso und Despina die Intrige aufgelöst haben, bleibt es den vier jungen Liebenden überlassen, mit den Konsequenzen aus der Geschichte umzugehen.
Così fan
tutte
Handlung
Ferrando und Guglielmo sind empört: Don Alfonso hat angedeutet, ihre Verlobten, die Schwestern Dorabella und Fiordiligi, könnten ihnen untreu werden! Der »alte Philosoph« winkt ab, die Aufregung sei stark übertrieben. Jeder wisse schließlich, dass es keine treuen Frauen gäbe. Er schlägt eine Wette vor: Hundert Zechinen für ihn, wenn es ihm innerhalb eines Tages gelingt, seinen Standpunkt zu beweisen. Die Freunde willigen ein. Sie versichern, Alfonsos Anweisungen folgen und gegenüber den Frauen Stillschweigen bewahren zu wollen.
Fiordiligi und Dorabella singen Loblieder auf ihre Geliebten und freuen sich auf die baldige Hochzeit. Don Alfonso konfron- tiert die Schwestern mit einer schrecklichen Nachricht: Gug- lielmo und Ferrando seien aufs Schlachtfeld kommandiert wor- den und müssten umgehend abreisen. Schon treffen die beiden ein, um Abschied zu nehmen. Während die Frauen untröstlich sind, freut sich Don Alfonso insgeheim, wie gut die Männer sei- nen Plan umsetzen. Unter Militärklängen reisen Ferrando und Guglielmo ab und lassen die Frauen verzweifelt zurück.
Während Despina das Frühstück für Fiordiligi und Dorabella bereitet, flucht sie über das Arbeitsleben. Als die Schwestern ihr unter Suiziddrohungen von der Abreise der Geliebten berichten, lacht Despina sie aus. Die beiden würden schon zurückkehren – und wenn nicht, gäbe es genügend andere Männer. In jedem Fall sei jetzt die Zeit, sich zu vergnügen. Alle Männer, erklärt sie den schockierten Schwestern, seien untreu. Es sei also nur gerecht, es ihnen mit gleicher Münze zurückzuzahlen.
Don Alfonso heuert Despina als Komplizin an. Er bittet sie um Unterstützung dabei, Fiordiligi und Dorabella mit zwei Männern zu verkuppeln. Für den richtigen Preis ist Despina bereit, ihm zu helfen. Don Alfonso stellt Despina die fraglichen Herren als seine besten Freunde vor. Es sind Ferrando und Guglielmo, die sich verkleidet haben. Dorabella und Fiordiligi sind außer sich über das Eindringen fremder Männer in ihr Haus. Die Männer erklären sich unsterblich verliebt in die beiden Frauen und flehen, erhört zu werden. Don Alfonso bittet um etwas Freundlichkeit für seine Freunde. Dorabella und Fiordiligi weisen deren Avancen zornig zurück. Guglielmo und Ferrando zeigen sich begeistert von der abweisenden Haltung ihrer Verlobten und sehen sich schon als Sieger der Wette. Don Alfonso mahnt zur Geduld: noch sei der vereinbarte Zeitraum nicht abgelaufen.
Don Alfonso kann nicht glauben, dass er es hier mit zwei standhaften Frauen zu tun haben soll. Despina erklärt die trauernden Liebhaberinnen für verrückt: Liebe sei schließlich zum Vergnü- gen da. Sie will sich darum kümmern, dass die Intrige Fahrt aufnimmt.
Die verkleideten Guglielmo und Ferrando erklären, aus dem Leben scheiden zu wollen, weil die grausamen Frauen sie nicht erhören wollen. Sie geben vor, Gift einzunehmen, und brechen vor Dorabella und Fiordiligi zusammen. Erschüttert rufen die Frauen um Hilfe. Don Alfonso hat einen Arzt geholt. Es ist die verkleidete Despina. Mit unkonventionellen Methoden »heilt« sie die beiden Männer im Handumdrehen. Fiordiligi und Dora- bella zeigen sich nun schon weniger abgeneigt, bis die Männer zudringlich werden. Ärztin Despina erklärt dieses Verhalten mit den Nachwirkungen des Giftes. Die Frauen haben aber kein Verständnis.
Despina beschwört die beiden Schwestern, die Liebe leicht zu nehmen. Sie sollten die Bewerber vorlassen und sich auch nicht um ihren Ruf sorgen. Sie stellt fest, dass Fiordiligi und Dorabella zu schwanken beginnen.
Die Schwestern beratschlagen: Dorabella meint, es sei vielleicht kein Treuebruch, ein wenig Vergnügen zu haben. Fiordiligi bleibt zögerlich. Trotzdem teilen die Schwestern die Männer schon einmal untereinander auf. Don Alfonso und Despina arrangieren ein weiteres Rendezvous.
Fiordiligi und Ferrando gehen spazieren. Guglielmo wirbt nachdrücklich um Dorabella und schenkt ihr ein Andenken. Die beiden ziehen sich zurück. Fiordiligi wehrt sich gegen Ferrandos Avancen. Als er sie alleine lässt, zeigt sie sich zerrissen zwischen widersprüchlichen Gefühlen.
Ferrando bringt Guglielmo die frohe Botschaft von Fiordiligis Standhaftigkeit. Guglielmo muss den Freund dagegen enttäuschen und berichten, dass Dorabella sich tatsächlich mit ihm eingelassen hat. Den erschütterten Ferrando ersucht er um Einsicht: Einem Guglielmo könne man nun einmal nicht so leicht untreu werden. Don Alfonso erinnert daran, dass die vereinbarte Frist noch nicht abgelaufen ist.
Dorabella erklärt Despina, gegen die Künste ihres Kavaliers machtlos gewesen zu sein. Fiordiligi ist verzweifelt: Auch sie sei nun verliebt. Sie macht sich Vorwürfe deswegen. Dorabella freut sich und sieht sie beide schon als Bräute. Die Zweifel der Schwester versucht sie zu zerstreuen: Immerhin könnten ihre Verlobten im Feld fallen. Und falls sie zurückkehren würden, wären die Schwestern längst mit ihren neuen Männern über alle Berge.
Fiordiligi ist nicht überzeugt von Dorabellas und Despinas Zureden. Sie stellt sich die Männer auf dem Schlachtfeld vor und sieht sich selbst schon in Uniform, Seite an Seite mit Guglielmo. Der versteckte Guglielmo ist gerührt von ihrer Treue. Ferrando macht aber einen weiteren Versuch, Fiordiligi zu verführen, und sie gibt nach.
Guglielmo ist außer sich. Ferrando macht sich lustig über ihn. Don Alfonso mahnt die beiden Männer zur Vernunft: Schließlich würden sie ihre Verlobten doch lieben. Er trägt ihnen seine Philosophie vor: So machen’s alle Frauen – ihr Herz würde sie dazu zwingen.
Despina überbringt die frohe Botschaft, dass die Frauen bereit seien, ihre neuen Liebhaber zu heiraten. Die Paare treffen ein. Don Alfonso kündigt den Notar an, der die Eheverträge bringt. Es ist einmal mehr die verkleidete Despina. Nachdem die Frauen unterschrieben haben, trifft die unerwartete Nachricht ein: Ferrando und Gugielmo sind zurück! Die schockierten Frauen beruhigt Don Alfonso. Alles werde gut werden.
Die Verlobten sind heil und fröhlich eingetroffen; das nervöse Betragen der Frauen irritiert sie aber. Als der »Notar« gefunden wird, lüftet Despina stolz ihre Verkleidung. Don Alfons spielt den Liebhabern die Ehekontrakte zu. Die Männer lösen das Verkleidungsspiel auf. Fiordiligi und Dorabella beklagen Don Alfonsos Betrug. Er erklärt, durch die Täuschung wären die Liebhaber nun wohl klüger: Sie würden nun tun, was er wolle. Er fordert die Liebenden auf, sich zu versöhnen. Fiordiligi und Dorabella schwören Treue für die Zukunft. Guglielmo und Ferrando wollen ihnen glauben, sie aber nicht mehr auf die Probe stellen. Gemeinsam resümiert die ganze Gesellschaft: Glücklich ist der Mensch, der alles von der guten Seite nimmt und sich in den Wechselfällen des Lebens von der Vernunft leiten lässt.
Barrie Koskys Inszenierung von Così fan tutte entführt das Publikum ins Theater im Theater: Dort inszeniert Don Alfonso mit seinen vier jungen Darstellerinnen und Darstellern ein Liebesexperiment. Die vier sind talentiert: Spätestens im zweiten Akt ist nicht mehr zu unterscheiden, was echt ist und was gespielt, was inszeniert und was eskaliert.
Barrie Kosky: »Ich habe mich gefragt: Was wäre ein Setting, in dem man damit spielen kann, was echte Emotion und was gespielte Emotion ist; was das Annehmen einer Rolle, eines Kostüms oder einer Haltung zur Liebe bedeutet? In was für einem Raum kann man die Emotion auf Kommando starten und wieder stoppen, in sie eintreten, aus ihr aussteigen und sie auch noch kommentieren? Was wäre das für eine Welt? Irgendwann wurde mir klar: Es ist der Probenraum.«
Aus der Zeile »Così fan tutte« schuf Mozart die Kennmelodie des Werks. Gesungen erst gegen Ende des zweiten Aktes, ist sie in der Ouvertüre schon ab dem achten Takt zu hören. Nach dem schmeichelnden Oboensolo schleicht sich die berühmte »Bettelkadenz« geradezu davon: drei Terzschritte nach unten, im piano eine wehmütige Verzögerung nach a-Moll, eine Pause wie zum Nachdenken. Bemerkenswert Mozarts Komposition des für das Werk kennzeichnenden Maskenspiels der Gefühle: Erfasst die ruhige Melancholie des Terzettino »Soave sia il vento« im ersten Akt nicht den Generalintriganten Don Alfonso im selben Maße wie die beiden Frauen, die ihre Männer auf dem Schlachtfeld glauben? Klingt Ferrandos Zuneigung zu Fiordiligi im Duett der beiden im zweiten Akt nicht ebenso »echt« wie kurz davor seine Verzweiflung in der Kavatine »Tradito, schernito?« Mozarts Meisterschaft als dramatischer Komponist erreicht hier einen hintergründigen Höhepunkt.
Lorenzo Da Ponte hatte das Libretto ursprünglich für Antonio Salieri geschrieben, betitelt mit La scuola degli amanti, dem heutigen Untertitel. Warum Salieri die Vertonung nach wenigen Versuchen (die in Fragmenten erhalten sind) abbrach, ist nicht bekannt. Bekannt, aber nicht zu belegen ist die Vermutung, dass vor allem Mozart eine Verwechslung der neuen Oper mit Salieris beliebtem dramma giocoso La scuola d‘ gelosi (Die Schule der Eifersüchtigen, UA 1778 in Venedig) vermeiden wollte und darum »Così fan tutte« als Titel vorschlug.